Cole Porters Musical "Kiss me Kate" am Gymnasium Bad Aibling
Schon seit Januar laufen am Gymnasium Bad Aibling die Proben für ein schulisches Großereignis: Kiss me Kate, das Erfolgsmusical von Cole Porter, soll im Dezember in der Aula der Schule achtmal über die Bühne gehen. Über hundert Schüler/innen, Lehrer/innen und Gäste sind als Schauspieler, Sänger, Tänzer, Orchestermusiker und in vielen anderen Funktionen daran beteiligt. Auch der Schulleiter Kurt Lausmann hat sich wieder unter die Mitwirkenden eingereiht: er spielt den Baptista, Kates Vater.
Nach Andrew Lloyed Webbers Joseph (1992), Harold Arlens Zauberer von Oz (1994) und Leonard Bernsteins West Side Story (1996) ist Cole Porters Kiss me Kate bereits das vierte Musical, das am Gymnasium mit Engagement und großer Begeisterung aufgeführt wird und als vielseitiger Projektunterricht gelten darf, bei dem die Schüler/innen nicht nur musikalische und schauspielerische Erfahrung machen, sondern auch mit Aspekten der Bildenden Kunst (Bühnenbild, Plakatgestaltung, Maske...), der Technik (Bühnenbild, Licht) oder Sport (Tanz, Steppen) lernend konfrontiert werden. Am Wertvollsten dürfte dabei die Erfahrung sein, welche Leistungen und ein Produktives Miteinander hervorgebracht werden können. Zielorientiertes Lernen in einer Gruppe also, das erheblich zu einem positiven Schulklima beiträgt und die Schüler/innen auch für andere Aufgaben stärkt. Das Ziel für die durchaus harte und Zeitaufwendige Arbeit? Acht Aufführungen im Dezember vor hoffentlich vollem Saale. (--- Sie waren alle schon im Voraus Ausverkauft---16.12.2000)
Das Original
Wie schon die West Side Story auf William Shakespeares Romeo und Julia zurückgeht, basiert auch Kiss me Kate auf einem Shakespeare-Drama. Es ist die Renaissance-Komödie Der Widerspenstigen Zähmung" (The Taming Of The Shrew,1593), in der Shakespeare mit Wortwitz und Situationskomik drei farcenhafte Handlungsstränge miteinander kunstvoll verknüpft. In der Binnenhandlung geht es in erster Linie um die Zähmung der Kratzbürstigen Katharina (Kate) durch Petruchio und um Katharinas Schwester Bianca, um die sich drei Freier bemühen. Diese zwei Handlungsschwehrpunkte werden wiederum in einer Art Rahmenhandlung dem betrunkenen Kesselflicker Sly von einer Wanderbühne vorgespielt, dem man zudem einredet, er sei ein hoher Lord.
Die Bearbeitung
Das erfolgreichste Musical Cole Porters von 1948 ist ein Musterbeispiel für eine geistreiche und unterhaltsame Bearbeitung der literarischen Vorlage. Shakespeares Komödie erhält eine neue Rahmenhandlung: Während einer Probenaufführung einer musikalischen Version von The Taming Of The Shrew in Baltimore fechten die Schauspieler um den Regisseur und Petruchio-Darsteller Fred Graham ähnlichen Zwistigkeiten wie die Figuren auch im privaten Leben hinter den Kulissen aus. Für den Part der Katharina hat Graham seien Ex-Frau Lilli Vanessi engagiert, für die er noch immer Gefühle hegt, flirtet aber gleichzeitig mit Lois Lane, die die Rolle der Bianca Spielt. Erst nach mehreren amüsanten Verwechslungen kommt es zu einem versöhnlichen Ende. Bemerkenswert ist die mehrfache Brechung der Wirklichkeitsebene, Übrigens ganz im Sinne von Shakespeare: Junge Schauspieler/innen des Gymnasiums Spielen eine Amerikanische Provinzschauspieltruppe, die in einem Musical eine Shakespearekomödie aufführen, in der wiederum das Spiel im Spiel im Vordergrund steht.
Die Komposition Cole Porters (1893-1964), der übrigens auch die Songtexte selbst verfasst hat, sind zu wahren Hits geworden und enthalten für die damalige Zeit (1948) durchaus gewagte und witzige Texte mit Wortspielereien, Anspielungen und Shakespeare-Zitaten. Das Lied Brusch up your Shakespeare könnte als Motto für die Musicalbearbeitung der Renaissance-Komödie gelten. Auch musikalisch sind die Stücke geistreich gestaltet. Jazzig-swingende Songs (Too darn hot) wechseln mit Walzerparodien (Wunderbar) und romantischen Balladen (So in Love). Für Renaissance- und Tarantella-Athmosphäre sorgt beispielsweise die Nummer "Ive come to wive it weathily in Padua". Nicht umsonst gab es 1949 neben dem Tony Award für das beste Musical weitere Auszeichnungen für Porters beste Musicalpartitur und das geistreich-Witzige Libretto der Autoren Bella und Samuel Spewack.
Für die Regie der Schulaufführung könnte wieder Andreas Kern gewonnen werden, ein Profi, der einer alten Schauspielerfamilie entstammt und schon mehrere Jahre das Chiemgauer Volkstheater leitet. Seine letzte Musical-Regiearbeit war übrigens Stephan Joshua Sondheims Stück Zustände wie im alten Rom mit dem Theater Rosenheim. Ihm zur Seite stehen diesmal Christian Kreß und Monika Trabitsch. Die musikalische Leitung hat wieder Margret Kahnt.
Kiss Me Kate
Musik und Songtexte: | Cole Porter |
Buch: | Bella und Samuel Speawack |
Premiere: | New York, New Century Thetre, 30.12.1948 |
Funktionen: | |
Intendant: | Kurt Lausmann |
Regisseure: | Andi Kern, Christian Kreß |
Regieassistenz: | Monika Trabitsch |
Musikalische Leitung: | Magret Kahnt |
Bühnenbild: | James Barns |
Light & Sound: | Michael Kuhn |
Technische Assistenz: | Hartwin Keller |
Choreographie: | Elke Kreuzwieser Renate Winkler |
Stepptanz: | Britta Hartman Ina Hieke |
Kostüme und Maske: | Britta Kraft |
Requisite: | Susanne Dullinger Ingrid Kleinmeier |
Finanzen: | Rudi Ellinger |
Hauptrollen: | |
Lilli/Kate: | Helen Willis Irmagard Haager |
Fred/Petruchio: | Ralf Claußner Christoph Röhlich |
Ann /Bianca: | Renate Winkler Julia Lettenmeyr |
Hortensio: | Thomas Zacherl |
Gemio: | Anian Kammerloher |
Ganoven: | Sebastian Schmitt, Sebastian Klostermeier, Martin Strattner, Stefan Dietl |
Baptista: | Kurt Lausmann |